"Bauen ist Teamwork!"

Kai-Uwe Holtschmidt, Ausbildungsleiter der Bauinnung München, gibt Einblicke in die Ausbildung im Baugewerbe.

Kai-Uwe Holtschmidt ist Bauingenieur und Ausbildungsleiter der Bauinnung München. In erster Linie ist er dabei für die überbetriebliche Ausbildung der Bauberufe Maurer, Beton- und Stahlbetonbauer, Straßenbauer, Zimmerer, Fliesen-, Platten- und Mosaikleger sowie Stuckateure verantwortlich. Nebenher plant er noch Meisterkurse für Fliesenleger und Stuckateur, Kurse in Erwachsenenbildung und Fortbildungen für Gesellen und Meister.

Im Interview erzählt er, wie die Ausbildung im Baugewerbe abläuft, wie der Alltag in der überbetrieblichen Ausbildung aussieht und welche beruflichen Perspektiven das Baugewerbe bietet.

Wie läuft die Ausbildung im Baugewerbe ab?

Die Ausbildung dauert in der Regel 3 Jahre und gliedert sich in die betriebliche und überbetriebliche Ausbildung sowie die Ausbildung in der Berufsschule. Im ersten Ausbildungsjahr findet eine berufsfeldbreite Grundbildung vorrangig in der überbetrieblichen Ausbildungsstätte und in der Berufsschule statt. Das heißt, innerhalb der Berufe und Berufsgruppen werden den Azubis gemeinsam theoretische Kenntnisse und praktische Tätigkeiten aus anderen Berufen des Bauhauptgewerbes vermittelt. Es ist wichtig zu wissen, was die anderen Gewerke auf der Baustelle machen – denn Bauen ist Teamwork! Das 2. und 3. Lehrjahr beinhalten die berufliche Fachbildung, die dann auch überwiegend im Betrieb stattfindet.

Wie sieht denn ein typischer Baualltag in der überbetrieblichen Ausbildungsstätte aus?

In der Regel starten wir morgens um 7:30. Dann geben wir den Azubis Aufgaben praktischer Natur vor. Der Ausbildungsmeister gibt eine kurze Einführung, je nach Schwierigkeitsgrad macht er die Aufgabe auch kurz vor, und gibt Tipps zur praktischen Umsetzung. Danach dürfen und sollen die Jugendlichen selbstständig arbeiten. Dabei können sie sich gegenseitig unterstützen und Fragen stellen. Vor allem sollen sie aber auch Fehler machen, denn nur aus Fehlern lernt man. Wir bilden bei den jungen Leuten Fertigkeiten aus, die in den Betrieben manchmal ein bisschen vernachlässigt werden, beispielsweise weil ein Betrieb sich auf eine bestimmte Bautechnik spezialisiert hat. Heißt, wir geben den Jugendlichen das nötige Handwerkszeug mit, damit sie ihren Beruf nach dem Abschluss der Ausbildung in jeder Firma ausüben können. 

Welche beruflichen Perspektiven hat man im Baugewerbe?

Nach dem erfolgreichen Abschluss der Gesellenprüfung, egal in welchem Beruf, gibt es diverse Möglichkeiten. Natürlich könnte man nochmal die Schulbank drücken, Abitur machen und ein Architektur- oder Ingenieurstudium anstreben. Die klassische Variante ist es allerdings, Berufserfahrung zu sammeln und den Meistertitel zu erwerben – die Voraussetzung, um sich selbständig zu machen. Alternativ gibt es verschiedene Fortbildungskurse wie Vorarbeiter, Werkpolier oder Geprüfter Polier. Damit kann man in das mittlere Führungsmanagement einsteigen. Insbesondere auf großen Baustellen, sind das die Leute, auf die es ankommt.

Wie können Jugendliche herausfinden, ob ein Bauberuf zu ihnen passt?

Das Internet ist beispielsweise ein erster Weg sich über die 18 verschiedenen Ausbildungsberufe zu informieren. Auch Praktika geben einen guten Einblick in den Beruf. Am wichtigsten finde ich es aber, junge Menschen persönlich für das Bauhandwerk zu begeistern. Das passiert durch Schulbesuche, bei Schnuppertagen im Ausbildungszentrum, bei Berufsmessen oder auf lebendigen Baustellen im Rahmen diverser Veranstaltungen. Hier haben die Jugendlichen die Möglichkeit, die verschiedenen Berufe kennenzulernen und selbst mal Hand anzulegen. Mein wichtigstes Argument ist dabei immer die Perspektive nach der Berufsausbildung mit einer Jobgarantie, guten Verdienstmöglichkeiten und Aufstiegschancen.

Weiterführende Links:

www.bauberufe.net

www.facebook/bauberufe.net