Mehr als Wände mauern

Interview mit Jannes Wulfes, Cheftrainer der Maurer aus dem Nationalteam des Deutschen Baugewerbes.

In den letzten Jahrzehnten hat sich der Beruf Maurer stark verändert. Heute bietet er viele Karrieremöglichkeiten: Wer jetzt Maurer wird, steigt als dringend benötigte Fachkraft ins Berufsleben ein. Um Ausbildung, Berufsbild und Perspektiven stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken, engagiert
sich die Deutsche Poroton für den Maurernachwuchs. Der deutschlandweit führende Ziegelverband unterstützt seit 2016 die Maurer aus dem Nationalteam des Deutschen Baugewerbes mit Material- und Trikotsponsoring sowie Öffentlichkeitsarbeit. So auch bei den diesjährigen EuroSkills, der Europameisterschaft der Berufe, die vom 26.-28. September in Budapest stattfindet.

Jannes Wulfes, Maurermeister und Cheftrainer der Maurer aus dem Baugewerbe-Nationalteam, kennt die Ausbildungssituation aus eigener Erfahrung. Dennoch sieht er zahlreiche gute Gründe, gerade diesen Beruf zu ergreifen:

Häufig hört man das Vorurteil, dass nur Maurer wird, wer keine andere Ausbildung bekommt. Was sagst du dazu?

Das kenne ich natürlich. Aber dieser falsche Eindruck kommt nicht unbedingt von den angehenden Azubis – oft sind es die Eltern, die den Beruf
schlecht reden. Sie haben ein Bild von schwerer physischer Arbeit im Kopf. Da hat sich aber vieles geändert. Klar, ein Maurer sollte fit sein, umso besser geht die Arbeit von der Hand. Schwere Lasten müssen nicht mehr mit der Hand bewegt werden, dazu gibt es Kräne. Keiner muss sich körperlich ‚kaputt machen‘.

Voraussetzung für eine Maurerlehre ist der Hauptschulabschluss, oder? Welche Erfahrungen hast du gemacht?

Bewerber brauchen unbedingt die nötigen fachlichen Kenntnisse in Mathematik und Physik, deswegen lassen viele Betriebe mittlerweile das erste
Jahr der Ausbildung komplett schulisch absolvieren. Weil der Mangel an Fachkräften so groß ist, nehmen Unternehmen unter Umständen sogar Bewerber ohne Schulabschluss. Für diese ist das sogenannte Berufsvorbereitungsjahr sinnvoll: Damit können sie den Hauptschulabschluss nachholen. Azubis mit Realschulabschluss wie ich oder Abitur sind eher selten.

Gibt es Hilfe für Azubis, die Unterstützung brauchen?

Viele Handwerkskammern bieten Lehrgänge an, die gezielt auf die theoretische Prüfung vorbereiten. Das ist auch dringend notwendig, weil die
Durchfallquote hoch sein kann: In meiner Ausbildungsklasse haben 6 der 14 Azubis die Prüfung nicht geschafft.

Welche Anforderungen würdest du als Chef an Bewerber stellen?

Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und wenig Fehlzeiten. Am wichtigsten ist das Interesse für den Job: Es bringt nichts, wenn es dem Azubi einzig um die hohe Ausbildungsvergütung bei den Maurern geht, obwohl das natürlich ein Faktor ist. Motivation für den Beruf muss dabei sein.

Zeigst du gern, wo du mitgearbeitet hast?

Bei Einfamilienhäusern sage ich manchmal schon zur Familie oder meiner Freundin „Schau mal, das haben wir gebaut, das sieht gut aus!“. Mit Klinkerfassaden entstehen sehr attraktive Häuser: Wenn ich nach fünf oder sechs Jahren an einem Haus vorbeifahre, sieht die Fassade noch immer wie am Tag der Fertigstellung aus.

Wie sieht es mit den Weiterbildungsmöglichkeiten
für Gesellen aus?

Sehr gut. Mit „nur“ fünf Jahren Berufserfahrung können sie eine Weiterbildung zum Werkpolier oder zum geprüften Polier machen. Um Werkpolier zu
werden, muss der Geselle einen etwa sechswöchigen Lehrgang belegen, der rund 2.000 Euro kostet. Danach kann er Fach- und Führungsaufgaben auf der Baustelle übernehmen. Der geprüfte Polier darf sogar eine Baustelle leiten. Wer selbst ausbilden und ein Gewerbe führen möchte, muss Meister werden. Das kostet circa 8.000 Euro und dauert zwei Jahre. Für die Lehrgangsund Prüfungsgebühren gibt es aber über das Aufstiegs-BAföG Zuschüsse bis zu 40 Prozent vom Staat.

Empfiehlst du, den Meister zu machen?

Auf jeden Fall. Als Meister kann man auch noch studieren, und das in jedem Bereich, der in die Meisterausbildung inbegriffen ist, beispielsweise BWL oder Bauingenieurwesen. Für den Meister spricht zudem, dass auf der Baustelle Praxiserfahrung wichtig ist. Die kommt meist zu kurz beim üblichen Weg vom Abitur über das Studium zum Ingenieur.

Wie sehen die Tätigkeitsfelder für Maurer aus?

Nach erfolgreicher Ausbildung haben Gesellen die Wahl: Stellen gibt es nicht nur in Hoch- und Betonbauunternehmen, sondern auch in Sanierungsfirmen, im Tiefbau oder beim Fertighausbau. Wir mauern Ziegel und Klinker, wir verrichten Beton- und Putzarbeiten, verlegen Fußbodenplatten und dichten Baukörperaus Stein gegen drückendes Wasser ab. Der Job ist extrem vielseitig und abwechslungsreich.

Als Maurer kann man sich selbst ein Haus bauen – hast du Pläne in diese Richtung?
Um genau zu sein, suche ich gerade ein Grundstück. Alles, was in meinen Aufgabenbereich fällt, würde ich dann auch selbst mauern. Wer baut, statt
ein fertiges Haus zu kaufen, kann entscheiden, wie er bauen möchte.

Für welchen Wandbaustoff würdest du dich entscheiden?
Poroton-Ziegel natürlich! Und das ist nicht nur so dahergesagt. In unserer Region ist der Ziegel bei Einfamilienhäusern nach wie vor Standard. Auch
im Betrieb verarbeiten wir ihn sehr oft.

Das Interview führte die Deutsche Poroton GmbH.