Als Frau am Bau: Fliesenlegerin Lisa Späth

„Frauen sind geschickter, vor allem wenn es um den letzten Schliff geht!“

Sie ist zwar noch in der Ausbildung zur Fliesenlegerin, aber schon heute ist sich die 19jährige Lisa Späth über eins sicher: Sollte sie jemals als Chefin einen Fliesenlegerbetrieb führen, dann wird sie vor allem Frauen einstellen. Die Begründung ist kurz und prägnant: „Frauen sind geschickter, vor allem wenn es um den letzten Schliff geht!“. Konkret meint sie dabei vor allem die letzten Arbeiten, die ein Fliesenleger vor der Übergabe des neuen Bades oder des neuen Fußbodenbelages an den Bauherren verrichtet: das Verfugen der Fliesen. Aber auch schon beim Verlegen ist Genauigkeit gefragt. Die zierliche junge Frau aus dem Ort Willich im Kreis Viersen ist zum Ende ihres dritten Lehrjahrs von ihrer Leistung überzeugt: „Ja, ich arbeite anders als die Jungs, ich bin genauer!“. Das ist etwas, mit dem man im Handwerk punkten kann. Schließlich soll der Kunde mit der Handwerkerleistung zufrieden sein, sonst sucht er sich beim nächsten Bauprojekt einen anderen.

Lisa fühlt sich im Fliesenlegerhandwerk wohl, obwohl es nicht ihre erste Wahl war. Lange wollte sie Polizistin werden. Dann war es der ältere Bruder, der sie mit seiner eigenen Ausbildung zum Fliesenleger auf den Geschmack gebracht hat. Heute kann sie sich keinen anderen Beruf als Fliesenlegerin vorstellen. Dafür nimmt sie in Kauf, dass sie in ihrer betrieblichen Ausbildung die einzige Frau unter 15 Männern ist. Hat sie deshalb blöde Sprüche zu hören bekommen? „Eher selten!“.

Das größere Problem war es, einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Arbeiten Frauen etwa zu genau? Natürlich nicht, aber wenn eine Frau als Lehrling und Gesellin eingestellt wird, muss ein Betrieb u.a. getrennte Sanitäranlagen haben. Für viele, vor allem kleine Betriebe ist das mitunter ein Hindernisgrund. Für Lisa ist das eher ein vorgeschobener. Umso mehr will sie mit ihren guten Leistungen für mehr Frauen in ihrem Handwerk werben. Sie selbst schätzt es, an verschiedenen Orten tätig zu sein und handwerkliches Geschick und Kreativität zeigen zu können. Sie will es „den Kunden recht machen“. Wer das will, ist ihrer Meinung nach im Fliesenlegerhandwerk gut aufgehoben.

Und was empfiehlt Lisa anlässlich des Girls‘Day anderen Mädchen und Frauen? „Ein wirklich toller Beruf auch für eine Frau.“ Oder gerade für eine Frau am Bau.